Ursprung des heutigen Kreuz- und Mariengartens ist ein Bunker, der Teil des sogenannten Westwalls war, einer zwischen 1936 und 1940 errichteten, rund 630 Kilometer langen Verteidigungslinie die sich entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches von Kleve in Richtung Süden bis zur Schweizer Grenze zog.
Im Januar 1949 entdeckte Pfarrer Peter Schallenberg, der – damals bereits im Ruhestand – seit Kurzem in Schaag lebte, den gesprengten Bunker. Er entwickelte die Idee, rund um den gesprengten Bunker eine Gedenkstätte zu errichten und fand dafür im Ort viele Mitstreiter. Schnell wurden Wege angelegt und provisorische Holzkreuze an den Stellen aufgestellt, an denen später die Stationen eines Kreuzweges errichtet werden sollten.
Schon an Karfreitag 1949 wurde ein sieben Meter hohes Holzkreuz mit der Innschrift CREDO (Ich glaube) eingeweiht, das direkt auf den Resten des gesprengten Bunkers errichtet worden war.
Im Verlauf der nächsten Monate wurden die Kreuzwegstationen gebaut. Um die Errichtung der Stationen kümmerten sich jeweils Gemeinschaften oder Familien aus dem Ort. Überliefert ist diese Zuordnung:
1. Station: Kolpingfamilie
2. Station: Kindt
3. Station: Rietherstraße, Kindterstraße
4. Station: Rieth
5. Station: Bruckrath
6. Station: Ortsmitte Schaag
7. Station: Bullen (heute „Am Kreuzgarten")
8. Station: Furth
9. Station: Pieper, Pasch
10. Station: Speck
11. Station: Breyellerstraße
12. Station: Boisheimerstraße, Markt
13. Station: Rahe
14. Station (Altar): Gemeinschaftsarbeit
Die Stationen wurden aus Basalt gebaut, der von den Trümmern des gesprengten Bunkers stammt. Die im Sommer 1950 angebrachten Stationsbilder, Sgraffito-Arbeiten des aus Hinsbeck-Krickenbeck stammenden Künstlers Johannes Beeck, wurden am 1. Oktober 1951 vom Aachener Weihbischof Prof. Dr. Friedrich Hünermann geweiht.
In der Mitte der Anlage entstand ein Ehrenmal für die Schaager Kriegsopfer mit den Namen aller zwischen 1933 und 1945 Getöteten oder Vermissten.
Ab 1951 begannen die Arbeiten am direkt im Anschluss an den Kreuzgarten entstehenden Mariengarten. Sieben Stationen zeigen auf gebrannten Tonreliefs, die der Bildhauer Jupp Siemes aus Kapellen bei Geldern gestaltet hat, Szenen aus dem Leben Marias. 1958 wurde der Mariengarten durch eine insgesamt sechs Meter hohe Marienstatue ergänzt. Die Statue stellt eine Schutzmantelmadonna aus Ton dar, die der aus Höhr-Grenzhausen stammende Künstler Peter Bahn geschaffen hat und die die Inschrift „Die Mutter ist da. Sie wartet auf dich“ trägt.
Historische Filmaufnahmen vom Schaager Schützenfest im Jahr 1959 zeigen auch Aufnahmen einer Messe im Kreuzgarten.
Anfang der 1970er Jahre zeigte die gesamte Anlage des Kreuz- und Mariengartens bereits starke Verfallserscheinungen. Durch eine Spendensammlung des Kreuzgartenvereins und Zulagen der Stadt Nettetal wurden Renovierungsarbeiten möglich. Außerdem wurde die Aachener Bildhauerin Erika Vonhoff beauftragt, dreizehn Kreuzwegstationen im Steingussverfahren herzustellen, um die teilweise stark zerfallenen Sgraffito-Bilder zu ersetzen. Im Frühjahr 1973 wurden die neuen Kreuzwegbilder geliefert und eingesetzt.
Nachdem 1978 die Reste des gesprengten Bunkers immer mehr zu einer Gefahrenquelle geworden waren und es an dieser Stelle sogar einen tödlichen Unfall gab, wurden sie durch eine zweite Sprengung beseitigt, durch die allerdings der 1972 erneuerte Altar zerstört wurde. In den Jahren 1979 und 1980 errichteten Schaager Bürger mit finanzieller Unterstützung des Kulturausschusses der Stadt Nettetal an gleicher Stelle den neuen, jetzt noch existierenden Altar.
In den Jahrzehnten seit der Errichtung des neuen Altars war der Kreuz- und Mariengarten zwar weiterhin ein wichtiger Platz für den Ortsteil, da sich aber niemand richtig um die Pflege kümmerte, verwilderte das Gelände immer mehr und einige der Kreuzwegstationen wurden baufällig. 2017 begann eine Gruppe von Schaagern um den heutigen zweiten Vorsitzenden des Kreuzgartenvereins Wolfgang Toerschen, sich regelmäßig um die Pflege der Anlage zu kümmern. Sie restaurierten den Altarbereich und beschädigte Stationen, erneuerten das morsch gewordene Holzkreuz und pflegen regelmäßig die Vegetation im Kreuzgarten.
So wie sich für den Aufbau der Kreuzwegstationen Ende der 1940er-Jahre Familien oder Nachbarschaften zusammengefunden hatten, gibt es auch heute Patenschaften für die Stationen. Familien, Paare oder Nachbarn kümmern sich jeweils um eine Station, halten sie in Ordnung, pflanzen Blumen und wässern.
Im Jahr 2020 hat die Nettetaler Firma Dropics mithilfe einer Drohne ein eindrucksvolles Video erstellt, das den restaurierten und wiederhergestellten Kreuz- und Mariengarten zeigt.
Einen Überblick über die Anlage erhalten Sie im Plan und den Detailansichten der beiden Gartenteile: